Mit vielen Kunden entwickeln sich spannende Gespräche darüber, was derzeit Makrothemen sind. Natürlich spielen da mögliche disruptive Einflüsse wie Grossmachtpolitik, Blockchain sowie die allgemeine und besondere Börsenlage eine Rolle. Aber es gibt auch kraftvolle Strömungen, die absolut auf unserer freiheitlichen Wirtschaftsordnung basieren und sich in ungeahnte Richtungen entwickeln können, wenn wir sie unbeobachtet zulassen. Beginnen wir einmal mit der Beleuchtung der Frage, wie sich unsere europäischen Demokratien refinanzieren.
Der Philosoph Peter Sloterdijk hat den Zustand einmal prägnant so beschrieben: «Massen-medial animierter, steuer-staatlich zugreifender Semi-Sozialismus auf eigentumswirtschaftlicher Grundlage» und sogar von einer «Staats-Kleptokratie (…), auf deren Rücken das aktuelle System der aktuellen Daseinsvorsorge reitet) gesprochen. Mit anderen Worten: Wir haben Besteuerungsmechanismen geschaffen, die zumindest Herr Sloterdijk als nicht optimal erachtet. Fokussieren wir auf die Frage, wie es dazu kommt, dass dem Staat unterstellt wird, sich am Eigentum des Bürgers zu bereichern, dann kommen wir auf einen weiteren Aspekt, weshalb der Staat in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt: seine Attraktivität als Arbeitgeber. Die Bundesverwaltung als geschützte Werkstatt», hatte 2004 ein unternehmerischer Bundesrat sein Department pointiert bezeichnet.
Tatsächlich gibt es in Europa einen Trend, dass auch verhältnismässig junge Menschen vermehrt eine Anstellung im Staatsdienst suchen. Beispielsweise wollen in Deutschland 32 % der Studienabgänger für den Staat arbeiten. Der Anteil von Staatsangestellten an der Gesamtzahl der Beschäftigten wird angeführt von Norwegen mit 33 %, Frankreich ist mit 23 % dabei, Grossbritannien mit 19 %. Diesen Trend erkennen wir auch in unserem eigenen Land: Während die Anzahl der Staatsangestellten von 1990 bis 2015 um 30 % zunahm, wuchs die Zahl der Angestellten in anderen Sektoren nur um 20 %. In der Schweiz sind, je nach Zählweise, bis zu 25 % der Bevölkerung für den Staat oder staatsnahe Betriebe tätig.